Der vollkommene Mensch. Zur Genese eines frühchristlich-gnostischen Konzepts (Dissertation)
Zur Person
Marievonne Schöttner-Gödecke, geb. 1987 in Bad Homburg, Studium an der Universität Würzburg, Diplom Katholische Theologie und Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien Deutsch/Katholische Religionslehre (2007-2013), Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neutestamentliche Exegese der Universität Würzburg, Promotion zum Dr. theol. (2013-2017), seit 2017 Studienleiterin bei Theologie im Fernkurs in Würzburg.
Zur Arbeit
Die mit dem Armin-Schmitt-Preis 2019 ausgezeichnete Dissertation beleuchtet das Motiv des vollkommenen Menschen in solchen frühchristlich-gnostischen Schriften, die mutmaßlich noch im 2. Jh. n.Chr. entstanden sind. Als Ausgangspunkt dient das Evangelium nach Maria, das in Bezug auf den vollkommenen Menschen und das damit zusammenhängende Konzept der Selbstwerdung analysiert wird. Gegenstand der Untersuchung sind daneben auch das Evangelium des Judas, das Apokryphon des Johannes und das Evangelium nach Philippus, soweit sie das Motiv vom vollkommenen Menschen zum Thema machen. Der Blick in die Religionsgeschichte und in das Neue Testament geht der Frage nach, ob sich Parallelen und traditionelle Vorstufen aufspüren lassen, die die Bedeutung des vollkommenen Menschen in den genannten Schriften erhellen können. Methodisch arbeitet die Studie vor allem begriffs-, traditions- und religionsgeschichtlich. Soweit es die konkrete Textauslegung betrifft, kommen auch sprachliche und gattungskritische Analyseverfahren zur Anwendung.
Die vorliegende Arbeit „Der vollkommene Mensch. Zur Genese eines frühchristlich-gnostischen Konzepts“ (NTA 61) wurde auch mit dem Preis der Unterfränkischen Gedenkjahrstiftung für Wissenschaft und der Universität Würzburg 2018 ausgezeichnet.
Mahl und Mähler: Die frühchristliche Eucharistie (1.-3. Jahrhundert) (Dissertation)
Zur Person:
Dr. Dr. Predrag Bukovec, geboren 1986, studierte Katholische Theologie und Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients an der Universität Tübingen. 2008–2010 war er Mitarbeiter der Reihe Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ) und erhielt ferner Lehraufträge für Altsyrisch und Judaistik. Er promovierte an der Universität Wien im Fach Liturgiewissenschaft (Dr. theol.: Der Einsetzungsbericht und die Genese des Eucharistischen Hochgebets) sowie in einem transdisziplinären Projekt zwischen Liturgiewissenschaft, Neuem Testament und Frühpatristik (PhD Advanced Theological Studies: Mahl und Mähler – Die frühchristliche Eucharistie). Seit 2013 ist er Universitätsassistent am Fachbereich Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie des Instituts für Historische Theologie (Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Wien). Verschiedene Lehraufträge führten ihn auch an die Universitäten Regensburg und Hamburg. Seit Sommer 2019 wirkt er als Fellow am Centre for Advanced Studies Beyond Canon_ (Fakultät für Katholische Theologie, Universität Regensburg). Ebenfalls in Regensburg habilitiert er sich im Fach Liturgiewissenschaft mit einer Studie über die Ursprünge der Taufsalbung. Er war Grund- und Promotionsstipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.
Zur Arbeit:
Die prämierte Arbeit widmet sich der Frühgeschichte der Eucharistiefeier von ihren neutestamentlichen Anfängen bis zur Etablierung des Hochgebets ab der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Eucharistiefeier zählt neben der Taufe zu den ältesten liturgischen Vollzügen des Christentums. Schon der früheste Beleg im 1. Korintherbrief setzt die Praxis des Herrenmahls voraus und beruft sich auf eine vorgegebene Tradition. Am anderen Ende des behandelten Zeitraums wird die bis dahin vorherrschende Pluralität der eucharistischen Feierformen im Rahmen der Standardisierung der metropolitanen Riten zugunsten einer ökumeneweit einheitlichen Gattung, der Anaphora, aufgegeben. In diesen Prozess gingen viele Vorstufen aus vorkonstantinischer Zeit ein, andere Feiergestalten wurden jedoch als häretische Praxis abgestoßen. Das Erkenntnisinteresse der Studie zielt auf die liturgiehistorische Rekonstruktion des gesamten heute vorliegenden Quellenbefunds. Schon die jüngeren Entwicklungen in der Forschung revidierten anhand bestimmter Textcorpora das traditionelle Bild vom hohen Alter des Messtyps; in Weiterführung dieser Erkenntnisse sollte hier der Versuch einer frühchristlichen Eucharistiegeschichte unternommen werden. Sämtliche relevanten eucharistischen Passagen im NT, bei den Apostolischen Vätern, antiken Kirchenordnungen, Kirchenschriftstellern und Apostelakten wurden herangezogen. Darüber hinaus werden die Zeugnisse der sog. Gnosis erstmalig als gleichwertige christliche Quellen für die Liturgiegeschichte stark gemacht: Insbesondere die Funde von Nag Hammadi können die Basis des bisher bekannten Materials entscheidend vergrößern und wichtige Einblicke in die Vielfalt frühchristlicher Liturgie geben. Andere vernachlässigte Quellencorpora wie der Pseudo-Clementinische Roman und die Oden Salomos wurden ebenfalls integriert. Dadurch können die eucharistischen Entwicklungsparadigmen und die gattungstypischen Propria der oralen Phase der Liturgiegeschichte auf einer massiv verbreiterten Evidenzbasis präziser als zuvor rekonstruiert werden. Die Arbeit erscheint bei Mohr Siebeck in WUNT (Erste Reihe).